Hat der historische Buddha Shakyamuni Fleisch gegessen?

Sowohl die verschiedenen Traditionen, als auch die Schriftgelehrten sind sich in diesem Punkt uneinig. Für letztere dreht sich die Frage hauptsächlich um das Wort "sukaramaddava" das sowohl "Eberfleisch" wie auch eine von Schweinen bevorzugte Trüffelart bezeichnen könnte.  Je nach dem wäre der historische Buddha entweder an einem Stück verdorbenen Schweinefleisch oder an einem giftigen Pilz gestorben. (Als ehemaliger Hippie mit einschlägigen Erfahrungen, wünsche ich ihm zweiteres...).

Laut der Theravada/Pali-Tradition hat der Buddha seinen Mönchen das Fleischessen unter der Bedingung gestattet, daß das Tier nicht speziell für sie getötet wurde. Diese Tradition stellt das Gebot des "dankbar empfangen, was gegeben wird" (im Zusammenhang mit dem Almosenbetteln) über das Gebot des Nichttötens. Frage: Erfüllen wir diese Auflage, wenn wir im Geschäft oder Restaurant ein Stück Fleisch bestellen, oder verlangen wir mit unserem Geld das Töten von weiteren Tieren?

Laut den Mahayana-Sutren ist das Fleischessen verboten. Im LANKAVATARA-SUTRA heißt es "... Fleisch essen ist in jeder Form, unter allen Umständen verboten..." und im SURANGAMA-SUTRA, etwas versöhnlicher: "Motivation und Ziel unseres Bemühens ist das Überwinden des Leidens. Wenn wir selber das Leiden überwinden wollen, warum sollen wir es dann anderen zufügen? Wenn Du Deinen Geist nicht so weit bringst, daß er selbst den Gedanken an Gewalt und Töten verabscheut, wirst Du Dich von den Fesseln dieser Welt nie befreien ... Nach meinem Parinirvana, im letzten Zeitalter, werden überall falsche Propheten auftauchen und Menschen in die Irre führen, indem sie verkünden, Befreiung sei mit Fleischessen vereinbar. Wie kann ein Bodhisattva, welcher sein Leben dem Wohlergehen aller widmet, sich vom Fleisch anderer fühlender Wesen ernähren?"

Philip Kapleau. To cherish all life. Rochester N.Y. 1981.

Die Frage, ob Buddhisten Fleisch essen dürfen oder sollen erhitzt die Gemüter, wann immer das Thema zur Sprache kommt. Mein Anliegen ist es, daß wir Buddhisten uns:

1. über das Ausmaß des Unrechts, vor allem gegenüber den sogenannten Nutz-Tieren, bewußt werden,

2. die Frage stellen, was unser persönlicher Beitrag zur Linderung dieses Leidens sein könnte.

Sei Dir selbst treu. Tue die Dinge nicht, weil es die Tradition oder ein ehrwürdiger Lehrer oder die heiligen Schriften vorschreiben. Nach sorgfältiger Prüfung der Umstände und gründlicher Gewissenserforschung entscheide selbst, was richtig und was falsch ist.